Marek auf Solo-Tour zum Pilger Hotspot Santiago de Compostela und weiter zur portugiesischen Küste

29 Touren, 196:29 Stunden, 2807 Kilometer und 26260 Höhenmeter. Hier erfahrt Ihr mehr über Mareks Solofahrt nach Santiago die Compostela.

Mit dem Gravelbike von Büttgen bis Santiago de Compostela und dann weiter bis zur portugiesischen Küste, das war der Plan. Eine Solo-Tour sollte es für den passionierten Radsportler und Büttgener RTF Fahrer Marek gar nicht werden. Entstanden ist die Idee, als ihm ein Freund erzählte, dass er die Pilgerroute unter die Räder nehmen wolle. Warum nicht jetzt? Aus der ursprünglichen Idee zu dritt zu fahren, wurde wegen der 2022er Corona Regeln schließlich ein Duo aus Marek und Marek. 

Im Mai 2022 sollte es in Neuss los gehen, im Gepäck Kleidung für die Tour und ein Schlafsack für Notfälle. Geplant ist die Strecke elektronisch, der Tacho sagt, wo es lang geht, eine passende Übernachtungsmöglichkeit findet sich dank Internet jeweils am Abend. Leider ist nach nur zwei Tagen aus dem Duo ein Solo geworden, denn das Knie von Mitfahrer Marek spielte nicht mit. Er entscheidet sich, die Tour abzubrechen. Ein Moment an dem auch Marek überlegt, ob er allein weiter machen will. Aber der Moment ist nur kurz. Ihn reizt die neue Erfahrung, denn bislang ist er immer in einer Gruppe gefahren. Auch mit „Sack und Pack“ unterwegs von Ort zu Ort ist eine Premiere. Schnell ist er von seiner Entscheidung überzeugt, denn Solo ist ganz bestimmt nicht einsam. Immer wieder trifft Marek unterwegs auf andere Fahrer, lernt nette Menschen kennen und bekommt immer wieder spontan Hilfe angeboten, wenn er sich suchend umschaute. Die Tage sind gut gefüllt mit Touren zwischen 80 und 160 Kilometern Länge und mitunter vielen Höhenmetern. Es geht durch Belgien, Frankreich und über die Pyrenäen Richtung Spanien. Besonderen Eindruck hinterließ der Norden Spaniens. Durch Frankreich rollt Marek schnell durch, denn seine Strecke führt an unendlich langen Feldern vorbei und ist oft wenig abwechslungsreich. Die ersten entspannten Tage ohne Tour gönnt er sich erst nach zwei Wochen und 1800 Kilometern. Danach lässt er es ruhiger angehen, denn es gibt nur einen Fixpunkt in der Planung: Den Rückflug von Porto aus. 

Marek in Regenklamotten vor einer Seemannsstatue etwa 100 km vor dem Ziel.
Etwa 100 km vor dem Ziel. So hatte Marek sich das Wetter nicht vorgestellt

Auch wenn sich die Tour am berühmten Jakobsweg orientiert, folgt Marek nicht immer der Muschel, denn die Wege führen so manches mal über unbefestigte Wege. Asphalt ist da eher sein bevorzugter Untergrund. Auch die Stempel, die Pilger sammeln sind nicht Ziel der Tour, die Erfolge sind schließlich digital festgehalten und in der Komoot-Collection archiviert. Highlights der Tour sind wunderschöne Landschaften in Nordspanien und vor allem zahllose Begegnungen mit wildfremden Menschen, die zufällig den Weg kreuzen, sei es in der Unterkunft oder unterwegs. Da ist der Kirchgänger, der spontan hilft, oder die nette Gruppe, die zufällig am Tisch in der Herberge zusammenfindet. 

Marek beim Abendessen mit anderen Pilgern an einer langen Tafel einer Herberge.
Abendessen mit wandernden Pilgern

Eine kleine Hürde auf der ganzen Tour: Marek spricht weder Englisch, Französisch oder Portugiesisch. Auch hier hilft die Technik, Wörter sind mit dem Smartphone schnell übersetzt, den Rest meistert man mit Händen und Füßen. Das Pilgerziel Santiago de Compostela ist dabei nur ein Zwischenziel, denn dort ist es ihm zu voll und der Rückflug ist für Porto gebucht. 

Marek mit dem bepackten Rad vor der Kathedrale in Santiago de Compostela.
Am Ziel? Santiago de Compostela war dann doch nur eine Station auf der weiteren Reise.

Nach dem Pilger Hotspot geht es an die Küste nach Fisterra mit Pause, aber es geht trotzdem rauf aufs Rad und zum Tagesausflug nach Muxia. Auf dem weiteren Weg an der Küste entlang spielt ihm einmal das Wetter einen Streich und so realisiert Marek ein Teilstück der Strecke nicht aus eigener Kraft, nur eines der wenigen Probleme unterwegs. Pannen gab es kaum, weder ein platter Reifen noch ein größerer Defekt stellen sich ein, nur die Schaltung wollte zwischendurch nachjustiert werden, danach klappte es auch mit dem 32er Notanker auf den Bergetappen.

An der Küste in Fisterra

Einige entspannte Touren an der Küste entlang später ist das Ziel Porto erreicht und Marek trifft auf den nächsten hilfsbereiten Mensch. Schon aus der Heimat hatte er den Fahrradhändler in der Nähe des Flughafens kontaktiert, denn das geliebte Rad muss für den Flug in einen passenden Karton verpackt werden. Am Ende gibt es für nur 10 Euro die solide Verpackung und die Fahrt zum Flughafen gleich dazu. Schweren Herzens geht es zurück in die rheinische Heimat, denn auf dem Weg ist der Wunsch entstanden, auch den Rückweg mit dem Rad anzutreten. Aber der ersten Solotour sollen weitere folgen. Für den Start in die Rente ist schon eine Tour ohne Flug in Planung. 

Marek mit dem hilfsbereiten Fahrradhändler, der nicht nur einen Fahrradkarton zur Verfügung stellte sondern diesen und Marek auch gleich zum Flughafen fuhr.
Hilfsbereite Menschen bieten auch direkt eine Fahrt zum Flughafen an

Zu den Fakten: Von Neuss nach Porto in 29 Etappen, 2.807 km, 26.270 hm und 196 Stunden und 29 Minuten im Fahrradsattel.  

Tipps vom nun geübten Solofahrer: Bei Ankunft im Zielort einmal durch die Innenstadt rollen, damit man ausloten kann, was man sich noch anschauen möchte. Zum Essen sollte man die Innenstädte meiden, in den Vororten fand Marek leckere Mahlzeiten zum kleinen Preis. In kleinen Pensionen oder Pilgerherbergen gab es ein Bett und einen herzlichen Empfang. Oftmals fand sich Marek abends an einer großen Tafel mit fremden, aber immer netten Menschen wieder. Begegnungen die im Gedächtnis bleiben.